Vergesst Dominion! Clank! ist das bessere das Deckbau-Spiel, weil es zum Geschichtenerzählen einlädt.
Ich gebe es zu: Mein Hirn fühlt sich der Aufgabe, die Deckbau-Spiele stellen, oftmals nicht gewachsen. Mir macht es wenig Spaß, aus zehn schlechten Karten ein Deck mit 40 guten zu bauen. Doch genau darum geht es in solchen Spielen. Jeder Spieler hat dieselben Karten auf der Hand und muss das Problem – möglichst viele Punkte zu verdienen – auf seine Weise lösen.
Welch demokratischer Ansatz für ein Gesellschaftsspiel.
Wie funktioniert ein Deckbau-Spiel?
Der Reihe nach zieht man fünf Karten und spielt sie. Damit werden neue Karten gekauft. Dann legt man alle Karten ab und zieht fünf neue. Ist der Stapel leer, mischt man alle Karten aus der Ablage neu zusammen. Kurzum: Das Spiel sind die Karten.
Dominion ist Klassenprimus und eine perfekte Maschine, die wie geschmiert funktioniert. Doch dieses Königreich hat ein Problem: Es besitzt kein Thema. Wer die Karte „Schmiede“ ausspielt, spürt das heiße Feuer der Glut nicht. Er zieht lediglich 3 Karten. Genauso wenig verflucht man bei der Karte „Hexe“ seine Konkurrenten, man steckt ihnen stattdessen eine lila Karte ins Deck.
Clank! erzählt mit jeder Karte ein Stück der Geschichte
Bei Clank! (auf deutsch Klong!) ist das anders. Auch hier werden jede Runde fünf Karten gezogen und ausgespielt. Auch mit diesen Karten kann man neue Kaufen und Aktionen auslösen. Viel wichtiger aber: Jede Karte erzählt einen Teil der ganzen Geschichte. Die Karten und die jeweilige Situation machen jede Erzählung unterschiedlich.
Erinnert sich jemand an eine packe Story aus Dominion?
Also, ich nicht. Aber ich erinnere mich an jede der sechs Partien Clank!, die ich bis jetzt gespielt.
Kommen wir endlich zum Thema des Spiels: Zwei bis vier Diebe versuchen, die Schätze des Drachen zu stehlen und dessen Hort wieder lebendig zu verlassen. Was hat dieses Thema mit den Karten zu tun? Jede Karte steht für eine Aktion, die ein Spieler im Dungeon durchführt: für ein mutiges Manöver, für einen Kumpanen, der im Kampf zur Hilfe eilt, oder für ein blödes Stolpern.
Auch Stolpern gehört zum Spiel, denn in Clank! müssen alle Karten von der Hand gespielt werden. Auch solche, die negative Effekte haben. Wer stolpert, rennt, oder das Zepter des dreiköpfigen Affen mit sich trägt, macht unweigerliche Geräusche, Clank-Cubes. Je mehr Geräusche man macht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man beim nächsten Drachenangriff Schaden erleidet, Clank-Cubes.
Warum soll das Spiel so viel spannender als eine Partie Dominion oder Trains sein? Vergleichen wir drei zufällige gezogene Hände in Dominion, Trains und Clank! – und erzählen die jeweilige Geschichte dazu:
Welche Geschichte erzählen die Karten in Dominion?
„Ich sitze auf meinem Anwesen, auf dem nicht wirklich viel passiert. Außer dass es schön grün ist. Plötzlich taucht ein fahrender Ritter in meinem Dorf auf. Ich ziehe noch eine Karte und darf zwei Aktionen durchführen. Der Ritter will in den Thronsaal. Denn natürlich gibt es in jedem Dorf einen solchen. Dort wird beschlossen, zwei Paar Holzfäller loszuschicken. Und mit der letzten Aktion tauscht der Geldverleiher mein letztes Kupfer gegen einen guten Kauf ein. Ich kann zwei Karten für 5 Geld kaufen.“
Welche Geschichte erzählen die Karten in Trains?
„Zu viel Müll! Also ab damit auf die Deponie, damit wieder Platz für neue Gleise und für einen Bahnhof ist. Freie Fahrt für den Regionalzug.“
Welche Geschichte erzählen die Karten in Clank!?
„Während ich gerade damit beschäftigt bin, ein Schloss zu knacken, höre ich ein Geräusch. Ich greife blind in die Truhe und versuche zu fliehen. Dabei stolpere ich und produziere Lärm. Was habe ich mitgehen lassen? Ein zentnerschweres altes Buch. Das bringt mir bei meiner Rückkehr sicher ne Stange Kohle. Aber dafür muss ich es die ganze Zeit mitschleppen. Am besten frage ich meinen Zwergen-Scherpa, ob er weiß, wo es weitergeht. Erwähnte ich, dass ich auch noch dieses schreiende Affenzepter dabei habe und noch mal 3 Clank mache? Anschließend kann ich für 4 blaue Talentpunkte Karten kaufen, mich ein Feld bewegen und ein Monster mit einem Schwert hauen.“
Auf den ersten Blick sieht das bei Dominion doch gar nicht so schlimm aus. Doch stellt euch vor, der Ritter kommt jede Runde wieder in den dörflichen Thronsaal. Versteht ihr, was mich meine? Die Deckbau-Mechanik funktioniert in Clank! so gut, weil die Basis-Aktionen – Laufen, Kaufen und Hauen – die Grundbedürfnisse im Dungeon befriedigen. Das funktioniert bei Trains zwar auch, ist aber eher für eine Zielgruppe gedacht, die auf Spur N abfährt.
Während Dominion der pure Mechanismus ist, bieten in Clank! und Trains mit ihren Brettern eine gelungene Begrenzung. Sie beten die Geschichten in ein Setting ein. Natürlich kann es auch passieren, dass man sich eine Runde nicht vom Fleck bewegt oder kein Monster töten kann. Aber daran ist die eigene Kartenauswahl Schuld, nicht das Brett.
Anmerkung: Ich muss zugeben, dass ich bei Dominion nur die beiden Basis-Spiele und die Alchemie-Erweiterung gespielt haben. Deshalb kann ich nicht sagen, was die neuen Abenteuer hinzufügen. Sieht aber nach mehr vom gleichen aus.
Vergesst die Clank!-App nicht!
Und dann ist da noch die kostenlose Renegade-Games-App (für iOS und Android). Von der habe ich sonst sehr wenig gehört und gelesen. Was eine Schande ist, denn die ist wirklich gut. Die App bietet gleich zwei neue Spiel-Modi: Ein hervorragenden Solo-Modus und den Leutnant des Drachen für mehrere Spieler.
Bevor ich Clank! mit anderen gespielt habe, konnte ich mit der App alleine gegen den Drachen antreten. Jede Runde gibt die App neue Aufträge: Kaufe die vierte Karte in der Auslage. Besiege ein Monster. Sammele einen Trank ein. Jede Aufgabe kommt mit einem Rundenlimit. Für das Erfüllen gibt es kleine Boni. Bei Misserfolg gibt es Strafen in Form von Clank-Würfeln.
Genau so wünsche ich mir einen Solomodus. Ich habe keine Lust selbst Karten zu ziehen oder an alle Mechaniken zu denken. Die App ist ein guter Gegner und gibt mir das Gefühl der Herausforderungen. Beim Solospiel erzählen ich natürlich keine Geschichten. Das wäre doch etwas creepy. Nur dass ich in meiner letzten Partie direkt vom Ziel Mr. Whiskers gezogen habe und er den entscheidenen Drachenangriff provoziert hat, hat mich innerlich schon schmunzeln lassen.
Den Leutnant muss ich mit Freunden noch ausprobieren, aber im Prinzip gibt es auch hier Ereignisse, die das Spiel abwechslungsreicher machen. Neben Clank! ist auf der App noch Fuse, Flatline und Lanterns.
Wie schaut es aus Carsten, wird es die App auch auf Deutsch geben?
Natürlich kann ich auch die Kritik verstehen. Denn im Spiel gegeneinander kann ein Spieler versuchen, den billigsten Schatz zu erbeuten und das Dungeon sofort wieder zu verlassen. Er übt dann nur noch passiv Druck auf die anderen aus. Ebenso verhält es sich, wenn ein Spieler zehn Schaden vom Drachen erlitten hat und ausscheidet.
Nur bevor ich diese Kritik durchgelassen lasse, möchte ich mit den Kritikern spielen und gucken, welche Geschichten sie mit Ihren Clank!-Karten erzählen. Dann können wir weiterreden.
Die Erweiterung Sunken Treasures brauche ich erstmal nicht. Sie fügt ein komplett neues Brett und eine Unterwasser-Thematik hinzu. Dabei hätte ich eigentlich erstmal nur gerne mehr Karten, um mehr Clank! zu spielen.