Oft wird in den Medien von der Macht der Bilder gesprochen. Es wir vermittelt wie stark unterschwellige Werbung uns bei unseren Entscheidungen beeinflusst und wie abhängig wir von der bildlichen Darstellung von Ereignissen sind. Ein Comic scheint in diesem Zusammenhang nicht die Authentizität und die Überzeugungskraft der bewegten Bilder für sich in Anspruch nehmen zu können. Die einzige Ausnahme, zumindest in meiner Leseerfahrung, stellt das Panel dieser Woche dar.
Noch bevor man mit dem Beschreiben anfangen kann, werden durch den Inhalt des Panels eine Vielzahl von anderen Bilder hervorgerufen. Aber beginnen wir trotzdem am Anfang. Das Panel zeigt eine caption, die dem Leser folgende Information anvertraut: „We haven’t seen the last of these guys.“ Wie ein Epigramm prangt dieser Schriftzug über dem Bild auf dem die Skyline einer Stadt zu sehen ist, aus der zwei Türme emporragen.
Aber kommen wir zurück zu den Fragen bezüglich dem Davor und dem Danach. Bob Callahan, der Barry Giffords literarische Vorlage für den Comic adaptiert hat, lässt die Seite von seinem Zeichner einfach strukturieren: Die captions in den vier gleichgroßen Panels geben einen Nachrichtenbericht wieder und ergänzen ihn durch grafische Informationen, die vom Fernseher ausgestrahlt werden, der eine Seite zuvor eingeführt wurde. Callahan erzählt von einer internationalen Verschwörung, vom CIA, vom Nahosten und von religiösen Fundamentalisten, von denen wir, wie in der letzten caption vermerkt, noch hören werden.
Die Reihenfolge der Panels – mit dem Resultat am Ende der Seite – liest sich wie ein historischer Bericht. Sie erzeugt einen Zeitstrahl, der ein Stück unserer eigenen möglichen Vergangenheit porträtiert. Dies funktioniert aber nur durch das letzte Panel, das sich mit unserem kollektiven Gedächtnis kurzschließt. Die drei vorangegangen Panels wirken dabei wie faction, eine Mischung aus Journalismus und Fiktion, eine mögliche Hinleitung zum letzten Bild.
Man lässt sich von der Überzeugungskraft der Bilder so stark leiten, dass man den Unterschied zwischen Fakt und Fiktion nicht mehr erkennt. Unabhängig davon, wie diese Sequenz eine mögliche Historie belegt oder wie sie in das Road Movie Perdita Durango passt, darf nicht vergessen werden, dass dieser Comic bereits 1995 erschienen ist. Somit ist der qualmende Turm und sein (noch) unbeschadeter Zwilling kein Blick in der Vergangenheit, sondern ein Ausblick in eine mögliche Zukunft.
Abbildung: © Avon Books/Scott Gillis

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