Gerade läuft Beverly Hills Cop I, die berühmte Anfangsszene in der Axel Foley (alias Eddie Murphy) irgendwo zwischen leerstehenden Fabrikhallen versucht, zwei Gangster mit einer LKW-Ladung Lucky Strike hochgehen zu lassen. Doch alles geht schief und die anschließende Verfolgungsjagd – mit musikalischer Untermalung von den Pointer Sisters und ihrem „Neutron Dance“ endet natürlich tragikomisch. Aber spulen wir doch etwas zurück – vors Murphys Auftritt.
Das Intro vom Film zeigt ein Fabrikgelände, das Innere einer Autofabrik und Afroamerikaner, die sich die Zeit vertreiben. Das Leben pulsiert und The Heat is on. Wem immer noch nicht klar sein sollte, um welche Stadt es sich hier handelt, dem werden durch die leerstehenden Häuser im Hintergrund eines deutlich gemacht: Du befindest dich gerade in Detroit.
Ich selbst habe 2004/5 neun Monate in der Stadt verbracht, hatte Zeit mir einiges anzusehen und zu erleben. Neben Büchern über die Ruinen von Detroit, habe ich mir viel selber angeschaut und mir mein eigenes Bild gemacht. Oftmals hat mich die Faszination der leerstehenden Gebäude auch gepackt, ich bin dem ruin porn verfallen, der die Häuser in den Vordergrund und die Menschen in den Hintergrund stellt. Aus diesem Grund ist jeder Ansatz die Geschichte von Detroit anders zu erzählen herzlich willkommen.
Als ich den Teaser zu Detroit Wild City von Florent Tillon gesehen haben, dachte ich mir, vielleicht gelingt es ihm, hinzuschauen, ohne dabei angefixt zu werden von der apokalyptischen Natur dieser Stadt:
Und es klappt. Natürlich zeigt er Gebäude, die leeren Hüllen, die das Publikum sehen will, aber er zeigt auch die Menschen, die dort ihre Arbeit verrichten, Tierwärter, die streunende Kampfhunde einfangen und Leiter von Hilfsgruppen, die Jugendliche motivieren, das alte Häuser kurz und klein zu schlagen oder etwas Neues anzupflanzen. Tillon erzählt lieber die Geschichten der Menschen als die Geschichte der Stadt. Der Film mahnt nicht, dass in Amerika etwas falsch läuft, sondern lädt ein, sich darüber Gedanken zu machen, wie es weitergehen kann.
Wer sich nicht vorstellen kann, was es heißt in einer amerikanischen Großstadt zu wohnen, in deren Downtown kein Starbucks, kein McDonald’s und kein Barnes and Noble ist, dem sei Detroit Wild City sehr ans Herz gelegt.
Schleichwerbung: Ich habe den Film bei Mubi für 2,99 Dollar gestreamt.
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