Der erste Teile fängt schon sehr vielversprechend an. Endlich bekommt man bei dem verzweifelten Kampf gegen die Übermacht mit der die Graphic Novel angepriesen wird professionelle Unterstützung. Mit den beiden Literaturwissenschaflter Frahm und Bandel im River-Boat nimmt die Runde in Windeseile an Fahrt auf und nimmt zielstrebig das Marketing-Werkzeug der Graphic Novel auseinander. Andächtig lauschend beginnt man sich zu fragen, ob überhaupt jemand den Comic gefragt hat, wie er zu seiner Aufwertung als Literatur steht. Dabei wird die Bewertung von Art Spieglemans Maus hinterfragt, die Rolle des Feuilleton, die Produktionsbedingungen eines populären Mediums und die Reflektion der Comic-Künstler.
Auch der zweite Teil des Hörstücks startet sehr anhörlich: Doch nach drei sehr witzigen Vorlesungen aus pornografischen Ausflüge in die Popliteratur mit Batman, Superman und Robin (aus Elfriede Jelinek, Fitzgerals Kusz und Friedemann Hahn), driftet man wieder etwas ab und adaptiert nur das, was bereits in der Reddition in Print präsentiert wurde: Mit Isabel Kreitz hat man zwar eine interessante Gesprächspartnerin zum Thema eingeladen, doch sieht das Interview in der Reddition dank der Illustrationen nicht nur besser aus, es liest sich auch besser. Vielleicht hatte Frau Kreitz auch keine Lust mehr über ihre Buddenbroks-Adaption zu reden. Schade, schade …
Im dritten Teil des Podcast/der Radiosendung geht es dann auch an die Besprechung von Comics. Nach den ausführlichen Vorreden über ein angemessenes Vokabular in Sachen Comics und das Verhältnis zur Literatur fallen gleich die ersten beiden Besprechung zu den Comics von Blutch, Blotch und Der kleine Christian, wirklich mau aus: Es wird aber eben nicht – wie zu Beginn in anderen Publikationen bemängelt – über die Form diskutiert, sondern über den Inhalt und dessen Implikationen. Doch auch die Zeichnungen als solche werden verhandelt: „Der Strich sei virtuos“, „sehr frisch“, „irgendwie retromäßig“ mit einer „sehr direkten Geste“. Die Diskutanten verweisen fast schon manieristisch auf das fehlende Vokabular für die Beschreibung von Comics hin. Außerdem wirkt die Bewertung von Blutchs Cover zu aktuellen Ausgabe der Strapazin etwas simpel.
Alle folgenden Vorstellungen entgehen leider aus Zeitgründen einer kritischen Betrachtung. Oder kann es auch daran liegen, dass alle bepsrochenen Publikationen (Strapazin, Orang, Spring, TwoFastColour) in der einen oder anderen Weise von den Machern dieser Sendung mitproduziert wurde. Das hört sich alles nicht nach der kritischen Auseinandersetzung an, die beabsichtigt war.
Dennoch kann man abschließend sagen, dass das Comic-Kabinett im wahrsten Sinne des Wortes eine Unterhaltung auf hohem Niveau ist. Vor allem durch die wissenschaftlich informierten Beiträge von Frahm, Bandel und auch Dieck. Mal sehen was die Herren und Damen am 2. August über die Fotografie und das gezeichneten Bild zu erzählen haben.