Bereits im vergangenen Jahr habe ich mich von der analogen Spielewelt anstecken lassen, war in Essen auf der SPIEL. Dort habe mit Stefan Feld („Brügge“) und mit Klaus Teuber („Siedler von Catan“) gesprochen. Daraus ist dieser Artikel entstanden. Seither haben Brettspiele einen festen Platz in meiner Freizeit, auf meinen Regalen und in meinen Schränken bekommen. Aus diesem Grund würde ich euch gerne einen kurzen Abriss geben, welche Brettspiele ich im letzten Jahr so gespielt habe und über welche Brettspiele ich geschrieben habe.
Risiko Evolution
Die Kollegen haben mir Ende 2013 zum Geburtstag „Risiko Evolution“ geschenkt. Das Konzept ist denkbar einfach: Eigentlich ist alles wie bei Risiko, nur dass der Sieger am Ende seinen Namen mit Edding aufs Brett schreiben und eine Region nach sich benennen darf. In allen kommenden ca. 14 Partien verändern sich die Kräfteverhältnisse und auch die Regeln aufgrund dieser Entscheidungen. Denn in dem Kasten finden sich geheime Umschläge, die das Spiel verändern, es zu einer Geschichte machen, die auf dem Brett erzählt wird. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es noch immer nicht gespielt habe. Ich warte einfach auf die richtige Konstellation von Freunden, mit denen ich es spielen will – und dann weiterspielen muss. Die kommenden 14 Partien werden wohl erst in den nächsten 14 Jahren stattfinden.
Spieleerfinder-Messe in Haar
Von der Spielemesse in Haar habe ich leider kein Brettspiel mitgebracht. Dort gab es nur Prototypen. Der Bayrische Spiele-Archiv Haar e.V. lädt einmal im Jahr Spieleerfinder ein, damit sie ihre Prototypen den Verlagen vorstellen können. Dafür habe ich viele spielbegeisterte Menschen kennengelernt: Tom Felber (Spiel-des-Jahres-Gründer), David Palett, der Erfinder von „Hase und Igel“, und eine lustige kleine Gruppe von Brettspielern, die sich einmal im Monat beim Griechen bei mir um die Ecke zum Spielen treffen. Und habe für die SZ einen kleinen Artikel drüber geschrieben.
Tokaido Crossroads
Auch auf einem osterlichen Kurztrip nach London konnte ich nicht von den Spielen lassen und musste meine Freundin nerven, dass wir noch mal in den Spieleladen Orc’s Nest gehen – nachdem er bei unserem ersten Besuch wegen der Feiertage geschlossen hatte. Zu meiner Beute dort zählte vor allem die Erweiterung für das wunderschön entspannte Brettspiel „Tokaido“. Bei „Tokaido“ spazieren 2-5 Spieler von Kyoto nach Edo (Tokyo) und versuchen dabei möglichst viele Souvenirs einzusammeln und die leckersten Speisen zu verzehren. Die Spielmechanik ist grandios umgesetzt, denn immer der Spieler, der am weitesten hinten liegt, darf als erster ziehen. Eine Lektion in Langsamkeit. Die Erweiterung „Tokaido: Crossroads“ verändert das ohnehin schon gute Brettspiel unnötig.
Warum das so ist, erklären Quinns und Paul von Shut up and Sit down besser als ich.
Der Ringkrieg
Für sieben Euro kann man schon mal einen gebrauchten „Ringkrieg“ auf dem Flohmarkt kaufen, oder? Das überdimensionale Brettspiel strotz nur so vor Figuren. Extrem viel blaues und rotes Plastik springt einem entgegen. Während der gute Spieler versuchen Saurons Armee zurückzuhalten, kann er gleichzeitig Ressourcen aufwenden, um den einen Ring zum Schicksalsberg zu bringen. Die Mutter des abwesenden Verkäufers wusste nichts von Ringen oder Nazgul und wollte für ihren 14 jährigen Sohn ganze 5 Euro heraus handeln. Ich habe ihr sieben gegeben; aber der „Ringkrieg“ liegt im Moment gut verpackt in meinem Keller.
X-Wing
Am meisten Spaß macht es, Menschen mit Brettspielen zu infizieren, sie an meiner Freude teilhaben zu lassen. So ging es mir mit X-Wing das Miniaturenspiel. Ich habe mir einfach mal das Grundspiel, den Millennium Falken und einen Advance Tie gekauft, um dann einen Dogfight zwischen Vader und Chewbacca auf der Küchentisch nachzustellen. Es funktioniert, obgleich ich die Wendemanöver noch nicht raushaben und immer in Asteroiden fliege. Der angesteckte Kollege hat nun die ganze Armada (nicht das neue X-Wing-Spiel, bei dem man Sternenkreuzer lenkt) zusammengetragen. Kurze Zeit später musste ich wegen dieses Videos unbedingt „Sherlock Holmes“ auf englisch kaufen. So leicht kann das gehen mit dem Anstecken.
Galaxy Trucker als App
Im Urlaub auf Kreta hatte ich wirklich nur wenige Spiele mit, und wir haben auch wenig gespielt. Der griechische Salat und der Strand waren zu verlockend. Die ganze Zeit habe ich mit meinem iPad während des Urlaubs brav auf Vlaada Chavtils „Galaxy Trucker“-App gewartet.
Oftmals sind die App-Umsetzungen von Brettspielen eher fad. Wer mag schon gerne das soziale für das digitale eintauschen. Mein iPad ist zwar voll (limettenpresser im Game Center), aber spielen tue ich alleine nicht viel. Aber den Leuten von CZE Games ist es gelungen, den Spielspaß von „Galaxy Trucker“ in die App zu übertragen. Jeder Spieler, auch die AI, versuchen im Spiel aus Müll ein fliegendes Raumschiff zu bauen, das Asteroiden und Piraten standhält. Und auch auf dem Tablet ist es einfach großartig, wenn das Schiff bereits nach der Hälfte auseinanderfällt.
Brettspielmesse SPIEL in Essen 2014
Für mein zweites Jahr in Essen hatte ich mich gut vorbereitet und auch zwei Artikel vorbereitet: Eine kleine Bildergalerie über die Brettspiele, die man statt der Klassiker spielen sollte: zum Beispiel King of Tokyo statt Kniffel. Der zweite Artikel ist ein Interview mit dem Erfinder von „Wir sind das Volk“, rechtzeitig zum Jubiläum des Mauerfalls. Ein Zwei-Spieler-Brettspiel, bei dem die Spieler die Rollen DDR und BRD einnehmen. Beide Regierungen versuchen beim ihren Volk populärer zu sein.
Nach Essen zur SPIEL fahren, gehört seit letztem Jahr zum Pflichtprogramm. Während auf der Fahrt noch viel über die Arbeit gesprochen wird, hat man den ganzen Ballast auf der Messe abfallen lassen. Man kommt sich wirklich ein bisschen wie ein Kind vor. Zum Glück ist man so erwachsen, dass man Geld hat und Spiele kaufen kann und auch welche zum Rezensieren bekommt, wie zum Beispiel „Die Schlösser des König Ludwig“ von Ted Alspach.
Aber das Beste an der Messe sind die Spiele. Sich mit guten Freunden oder auch Fremden an einen Tisch zu setzen. Und dann einfach losspielen. Das ist das Gefühl, das Brettspiele erzeugen.
Kickstarter Spiele
Der Oktober war der Monat der Kickstarter Spiele. Gleich zwei habe ich gefunded, die fast gleichzeitig beim Zoll ankamen: „Shipwrights of the North Sea“ und „Bedlam„. Während das Letztere ein Kartenspiel mit grotesk lustigen Illustrationen bietet, ist das Spiel nicht mehr als eine verdrehte Version von „Munchkin“. Shipwrights hat nach dem ersten Spielen noch mehr Potential! Jeder Spieler hat sein eigenes Wikingerdorf und versucht vier Boote zu bauen. Die Karten sind wirklich großartig illustriert.
Weihnachten
So jetzt sitze ich gerade im Zug mit meinem kleine Sortiment an Brettspielen, um mit der Familie eine schöne Zeit zu verbringen. Wer weiß, vielleicht bringt der Weihnachtsmann ja auch Brettspiele mit 😉
Alles für Weihnachten gepackt: #machikoro, #loveletter, #8minuteempie und #patchwork. #boardgamesforchristmas pic.twitter.com/znAsCwQukI
— Daniel Wüllner (@hinschauer) 21. Dezember 2014
Frohe Feiertage euch und spielt schön!
Und welche Vorsätze habe ich für 2015?
Natürlich mehr Brettspiele spielen und mehr über Brettspiele schreiben. Vor allem die neuen Spiele mit App-Unterstüzung haben es mir angetan: „X-Com„, „World of YoHo“ und „Golem Arcana„.
Die Galaxy Trucker App finde ich sogar auf dem Smartphone ganz famos! Das Einzige was meinen Spielspaß trübt ist das Gefühl, dass es über alle Maßen wichtig ist, erster zu sein nach der ersten Phase des Raumschiff Zusammenbauens.