Ein Pilot hat die wunderbare Aufgabe, seine Zuschauer zum Weiterschauen anzuregen. Er soll die Essenz der ganzen Serie ausdrücken und gleichzeitig ein Erfolgsrezept etablieren, das über mehrere Episoden und Staffeln fortgesetzt werden kann. In meiner Kolumne “Alles auf Anfang” schaue ich mir die Piloten von aktuellen aber auch von alten Fernsehserien an und entscheide, ob ich weitergucken würde.
Die Handlung in einem Satz: Im Fantasy-Epos Game of Thrones (nach den A Song of Ice and Fire-Romanen von George R.R. Martin) kämpfen die Häuser von Westeros um den eisernen Thron.
Weitere Infos: In Amerika lief die HBO-Serie bereits letztes Jahr an. RTL2 strahlt die erste Staffeln (deutsche Erstausstrahlung) in gekürzter Form an nur einem Wochenende in drei Blöcken aus, und schließt damit die Lücke bis am 1.April die zweite Staffel in Amerika beginnt.
Bekannte Gesichter: Als Lord Stark überzeugt Sean Bean. Der Boromir-Darsteller (Herr der Ringe) muss sich als raubeiniger Krieger in der Welt der Politik durchschlagen. Einer seiner Gegenspieler wird durch den kleinwüchsigen Schauspieler Peter Dinklage verkörpert. Als Tyrion Lannister spielt er bewusst mit und auf seine vermeintliche körperliche Unterlegenheit an.
Das besondere Etwas: Der Kampf um den Thron wird nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld ausgetragen, sondern auch auf der politischen Ebene. Die Kunst der Intrige a la Dallas hält in der fantastischen Welten Einzug.
Hingeschaut: Die aktuelle amerikanische Serie versucht durch Authentizität zu überzeugen. Sei es der beißende Realismus von Breaking Bad oder die Gesellschaftsstudie The Wire. Wie soll eine Fantasy-Adaption bei dieser Konkurrenz mithalten können? Ganz einfach: Indem sie ihre Geschichte überzeugend erzählt.
Wieder einmal hat man bei HBO (Sporanos) Geld in die Hand genommen, um eine glaubhafte Welt zu schaffen. Das Reich Westeros ist eine Welt, in der Drachen und Schattenwölfe nur noch selten auftauchen, in der die ruhmreichen Schlachten und das Fantastische an den Rand gedrängt wurde und in der die politische Intrige regiert.
Während der Prolog auf wunderbar atmosphärische Weise deutlich macht, dass sich die Fabelwesen nicht so einfach wegdenken lassen, handelt das Gros des Piloten „Winter is Coming“ vom Hause Stark, deren Lord Ned (Sean Bean) die rechte Hand seines Freundes König Robert werden soll. Die alten Schlachtrösser reminizieren über die langen Winterjahre, in denen alle Entscheidungen allein mit dem Schwert gefällt werden konnten.
Im langen Sommer aber blüht das Leben auf, der Nachwuchs sprießt und neue Bündnisse werden geschlossen. All diese verzweigten Plotstränge erzählt Game of Thrones in stereotypen Art und Weise und überzeugt dennoch, weil sich die Geschichten der Charaktere langsam und detailverliebt entfalten: Warum paktieren die Kinder des verrückten toten Königs mit den Barbaren und wie versucht das reiche Haus Lannister seine Macht zu festigen? Gleichsam der Zahnräder im Intro der Serie fassen die einzelnen Poltelemente und die Dialoge der Figuren perfekt ineinander.
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Immer wenn man denkt, dass man eigentlich dem Denver Clan beim Verschwören zusieht und -hört, zeigen sich hinter dunklen Wolken prunkvolle Festungen oder hört man den Aufprall der Schwerter, die zum blutigen Kampf gezogen wurden. Doch der lange Sommer geht zu Ende und mit ihm zieht auch die Härte in Game of Thrones ein.
„Winter is coming.“
Der Pilot von Game of Thrones überzeugt durch eine stimmige Fantasywelt, die sich unserer eigenen langsam annähert und dennoch immer wieder durch die authentische Darstellung Fantastische fasziniert.
Fortsetzung folgen? Dem wortwörtlichen Cliffhanger kann man kaum widerstehen – auch wenn er sich nicht halten kann.
Folge zwei: Panaoramahaft dehnt sich die Welt von Westeros immer weiter aus. Neue Charaktere fügen sich nahtlos in das Geflecht der Handlung ein; sie spielen ihre Rolle und jeder verfolgt seine eigene versteckte Agenda.